FELDKIRCH. Es liegt mehr als ein Hauch Ironie darin, ein Radrennen nach einer Person zu nennen, nach deren Tod noch rund 250 Jahre bis zur Erfindung des Zweirades vergingen. So geschehen mit dem von den beiden Künstlern Matthias Bildstein (geboren 1978) und Philippe Glatz (geboren 1979) angezettelten „Rheticus-Kriterium“ im Feldkircher Palais Liechtenstein.
Die Race Days, als Radrennen für waghalsige Fahrer zur Eröffnung der Ausstellung, sind vorbei. Geblieben ist die monumentale Konstruktion eines hölzernen Velodroms, die sich nun als überdimensionale Skulptur im Raum beweisen muss. Erstmals in diesem Format im Innenraum realisiert, passt die kollektive Arbeit perfekt ins Schema der Rampenkonstruktionen, die das vorarlbergisch-schweizerische Künstlerduo bereits an anderen Orten zelebriert hat. Spielten die vorangegangen Arbeiten, wie der „Umlenker“ im Bregenzerwald, mit der Imagination des Betrachters, indem sie Funktionalität nur vorgaben, so ist die Bahn im Palais Liechtenstein tatsächlich befahrbar und war auch temporär belebt. „Extremsportarten gehören zum letzten Nervenkitzel unserer Zeit“ postulieren Bildstein/Glatz, deren gemeinsame Vergangenheit sich sowohl an der Akademie in Wien als auch in der Graffiti-Szene abgespielt hat. Auch die Eventkultur geht nicht spurlos am Künstlerduo, das in Wien bzw. Bern beheimatet ist, vorbei.
Höher, weiter, schneller
Nebst dem inszenierten Spektakel, das sowohl mit autonomer Ästhetik spielt als auch unser Sozial- und Konsumverhalten hinterfragt, agieren Bildstein/Glatz, subtil und marktschreierisch zugleich, auch in der Grauzone zwischen Kunst und Werbung. Mit dem fiktiven Unternehmen „BAZZ“ hat das Künstlergespann gleich noch ein eigenes Corporate Design und einen Shop mit Fanartikeln entwickelt, deren äußeres Erscheinungsbild auf dem leicht variierten, olympischen Fünf-Farben-System basiert. Bei aller Kritik, die am Höher, Weiter, Schneller und Grösser, an Rekordjagd und Gigantomanie, anklingt, bewahren sich Bildstein/Glatz doch auch ihren Spaß an der Sache. Wie zwei Buben, die sich eine Radrennbahn ganz für sich allein gebaut haben. Der dabei wie willkürlich gewählt wirkende Verweis auf den großen Feldkircher Gelehrten Rheticus, dessen fünfhundertster Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, ist nur eine der vielen Umlaufbahnen, in denen sich das Projekt bewegt.